Seit eineinhalb Jahren ist die Futtertrocknungsgenossenschaft Ruderatshofen, die die Wärme in ihrer Anlage bei Geisenhofen produziert, mit der Stadt im Gespräch. Als dann im Dezember die Marktoberdorfer Fernwärmegenossenschaft gegründet wurde, hieß es zunächst, die Wärmelieferung müsse europaweit ausgeschrieben werden. Dies sei, so fanden Juristen heraus, doch nicht nötig, erklärte Geschäftsführerin Angelika Reichelt. Und so unterzeichnete die eine Genossenschaft mit der anderen den Liefervertrag.
Ein regionaler Kreislauf
Himmer wie Fleschhut begrüßten diese Entscheidung. «Das war das Ziel, das wir von Anfang an hatten.» Mit heimischen Holzhackschnitzeln von hiesigen Landwirten werde nahe der Stadt in einer von Landwirten betriebenen Anlage Wärme erzeugt. Deren Verkaufserlöse kommen wieder den Bauern zugute.
Damit sei der regionale Kreislauf geschlossen. Bei Großunternehmen, als Beispiel nannte Fleschhut die Lieferer von Öl und Gas, fließe das Geld ab.
«Man muss von einem solchen Projekt überzeugt sein, dass es funktioniert. Dann stehen auch die Mitglieder dahinter», sagt Fritz Eberle, Vorstandsvorsitzender der Futtertrocknungsgenossenschaft. Entsprechend harmonisch sei die jüngste Versammlung verlaufen. «Auch für uns ist das ein Meilenstein.» Dieser Vertrag gebe finanzielle Planungssicherheit.
Die in Geisenhofen produzierte Wärme reiche für rund 2500 durchschnittliche Haushalte, erläuterte Eberle.
Die Zahl reduziere sich dadurch, dass Großabnehmer wie der Traktorenhersteller AGCO/Fendt (bezieht seit Herbst Fernwärme), aber auch Landratsamt, Rathaus, Schulen, Hallenbad, Seniorenheim und andere mit am Netz hingen. Sie sollen im ersten Bauabschnitt angeschlossen werden.
Großes Interesse im Norden
Welches Gebiet dann erschlossen werde, sei noch offen. Laut Angelika Reichelt ist das Interesse «sehr hoch». Sehr viele Nachfragen erreichten sie aus dem Norden der Stadt. Im Zentrum selbst seien es bislang vorwiegend Geschäftsleute, die Fernwärme wollen. «Im zweiten Halbjahr werden wir sehen, wo sich die meisten Interessenten sammeln.» Eberle geht davon aus, dass die Nachfrage steigen wird. «Das Fernwärmenetz macht dann Werbung für sich selbst.» Es sei auch offen für Energieträger wie Biogas oder Geothermie.
Ab Herbst sollen die ersten Kunden dann beliefert werden.
Quelle: Allgäuer Zeitung: https://www.all-in.de/nachrichten/allgaeu/marktoberdorf/Marktoberdorf-lok-foto-fernwaerme;art2762,523775